Die meisten Spiele für Android-Smartphones sind kostenlos. Allerdings nur auf den ersten Blick. Die Entwickler geben dem Endnutzer zwar ein kostenfreies Produkt an die Hand, füllen dieses aber mit Werbeanzeigen oder Käufen, die erst in der App abgeschlossen werden können. Gegen diese Geschäftstaktik geht Amazon Underground vor. Allerdings nicht ganz uneigennützig.
Als In-App-Purchases (IAP) werden Überweisungen bezeichnet, die Gegenstände, Level, Hilfen oder Verbesserungen in Apps freischalten. Zuerst stieg Facebook auf den für User ärgerlichen Bezahlung auf. In dem vormals beliebten Farm-Manager konnte man sich schnellere Ernten, besseres Equipment und schneller Aufstiege erkaufen; auch beim weltweit erfolgreichen CandyCrush wird mit IAPs Geld verdient. Für User ist die Geschäftstaktik besonders ärgerlich, da er im Vorfeld nicht weiß, wie sich das Spielerlebnis ohne Bezahlen anfühlt. Viele Entwickler von Android-Games setzen auf zeitliche Begrenzungen: Wenn eine bestimmte Spielzeit oder Rundenzahl überschritten wurde, wird zur Kasse gebeten oder der User muss eine Auszeit in Kauf nehmen.
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Amazon Underground: Gut für Spieler, gut für Entwickler
Amazon Underground, ein neuer App-Store aus dem Hause Amazon, verspricht nun, dass IAP der Vergangenheit angehören; und dennoch alle bisher kostenfreien Spiele und Apps auch kostenlos bleiben. Dafür schloss der weltgrößte Versandhandel ein komplexes Arrangement mit hunderten Entwicklern ab. Amazon zahlt für jede Nutzungsminute einer App einen kleinen Betrag an die Entwickler – im Gegenzug verzichten diese auf In-App-Angebote. Amazon wird von der Android-Community für den Kampf gegen IAPs gefeiert, allerdings ist das Engagement nicht ganz uneigennützig.
Die aufkommende positive Publicity ist für das riesige Unternehmen nicht zu unterschätzen. Weiterhin schafft es Amazon, einen neuen App-Store zu promoten, der gleichzeitig auch als Einkaufszentrale für den Versandhandel und als Kaufort für Amazon Prime fungiert. Die App, mit der die Spiele runtergeladen werden, fasst mehrere Geschäftsbereiche zusammen. Und am Ende steht wie immer das große Thema „Big Data“ über allem. Amazon kann das Nutzerverhalten noch besser analysieren und auf spezielle Vorlieben oder besondere Verhaltensweisen eingehen.
Google hat mit Amazon Underground neue Konkurrenz
Und natürlich ist Underground ein direkter Angriff auf den großen Konkurrenten Google. Amazon versucht mit der neuen Firmenausrichtung noch mehr in die Geschäftsfelder des Internetgiganten einzudringen. Mit eigenen Serverfarmen, riesigen Foto-Speichern für Kunden und Online-Musikbibliotheken fasst Amazon bereits heute wichtige Bereiche des digitalen Lebens unter dem eigenen Dach zusammen. Der PlayStore von Google ist nun das nächste Angriffsziel. Die Kunden werden sich gut überlegen, ob sie eine App kostenfrei bei Google mit IAP beziehen oder es komplett kostenlos über Amazon Underground installieren.
Fazit zu Amazon Underground: Amazon hat es wieder einmal geschafft, ein scheinbar besetztes Feld neu zu erfinden und sich geschickt zu positionieren. Das Unternehmen ging auf die zunehmende Enttäuschung der Android-Gamer über IAP ein und hat gleichzeitig die finanzielle Kraft, auch App-Entwickler zu entschädigen und somit nicht gegen sich aufzubringen. Den Google PlayStore wird auch Amazon nicht so leicht vom Thron stürzen, doch ein größeres Stück vom Smartphone-Kuchen landet definitiv im unersättlichen Magen von Amazon.
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