Darum wird gedrosselt: Bei leitungsbasierten Breitbandanschlüssen spielen Kapazitätsengpässe zwischen Anbieter und Kunde eine eher untergeordnete Rolle. Denn die Verbindung zum Provider muss sich der Nutzer normalerweise mit niemandem teilen. Und wenn doch (wie zum Beispiel beim TV-Kabel), dann sind die Verbindungen in der Regel so ausgelegt, dass die Kapazität für alle reicht. Eng kann es aber am Knotenpunkt werden, an dem die Daten aller Kunden eines Stadtteils oder einer Region zusammenlaufen und an die Internetverbindung des Providers übergeben werden, den Backbone.
Die Verbindung der Knotenpunkte zum Backbone und der Backbone selbst können sich als Flaschenhals erweisen, wenn sie nicht ausreichend dimensioniert sind und/oder einige Benutzer über die Stränge schlagen und einen exorbitant hohen Datenverbrauch verursachen. Natürlich könnten die Provider die Anbindungen nahezu beliebig erweitern. Aber das wäre mit hohen Kosten verbunden und daher nicht wirtschaftlich. Zumindest nicht, so lange es nur einzelne Anwender sind, die den Großteil der hohen Datenlast verursachen. Daher nutzen einige Provider das Mittel der Drosselung, um Engpässe zu vermeiden – oder sie behalten es sich zumindest vor.
Erst, wenn es die Netzauslastung tatsächlich erforderlich mache, werde man zu diesem Mittel greifen. Etwas anders gelagert ist die Situation bei Telefonica/O2: Das Unternehmen besitzt in vielen Regionen Deutschlands eigene Netzknoten. Dort, wo dies aber nicht der Fall ist, muss es nicht nur die Anschlussleitung zum Kunden von der Telekom mieten, sondern auch die Verbindung ins Internet. Dieses so genannte „Vorleistungsprodukt“ der Telekom (IP-Bitstrom-Zugang) wird zwischen den beiden Unternehmen nach übertragenem Datenvolumen abgerechnet. Durch die Drosselung ab 50 GB im Monat will sich O2 also offenbar vor einer Kostenexplosion schützen.
Versteckte Drosselungen
Streng genommen geht es in diesem Abschnitt nicht um Drosselungen, sondern um Engpässe, die Provider aus rein wirtschaftlichen Gründen billigend in Kauf nehmen.
Das wird gedrosselt: Immer wieder berichten Anwender darüber, dass sie zwar tagsüber mit voller Geschwindigkeit im Web surfen können, abends hingegen die Bandbreite regelmäßig einbricht: Youtube-Videos geraten ins Stocken, Downloads kommen nur langsam an.
Bei einigen Providern ist auch der Backbone selbst, also dessen Hauptknotenpunkt(e) ins Internet, der Flaschenhals. Eigentlich müsste der Anbieter ihn permanent erweitern, dem Kundenbedarf entsprechend. Dazu zählt zum Beispiel, direkte Datenleitungen („Peerings“) zu stark nachgefragten, bandbreitenintensiven Diensten wie Youtube anzumieten. Das ist natürlich nicht ganz billig. Hinzu kommt, dass manche Anbieter offenbar nicht vorausgesehen haben, dass immer mehr Kunden heutzutage intensiv Web-Videos anschauen, und das immer öfter auch in HD. Ein fünfminütiges YouTube-Video in Full-HD verursacht immerhin rund 100 MB Datenverkehr.